Nachfolgend ein geschichtlicher Rückblick über die Rechtspflege in Warburg und die verschiedenen Unterbringungen des Gerichts seit dem 17. Jahrhundert. Seit dem 05.12.1865 (offizielle Einweihung des Gebäudes) besteht das Amtsgericht Warburg.

Gerichtsbarkeit seit dem frühen Mittelalter

Eine frühere Ansicht von Warburg Eine frühere Ansicht von Warburg
Quelle: Stadtarchiv

In Warburg gab es seit dem frühen Mittelalter eine eigene Gerichtsbarkeit.

Die moderne Justiz begann 1802, als Warburg zu Preußen kam.

Im Bereich des Königsreichs Westfalen galt am 01.01.1808 die französische Gerichtsverfassung. Es wurde ein Friedensgericht in Warburg eingerichtet, dass dem Distriktgericht Höxter als Berufungsgericht untergeordnet war. Als letzte Instanz waren die Appellationsgerichte in Kassel und Celle zuständig, zusätzlich auch ein Kassationsgerichtshof in Kassel.

Nach dem Ende der Franzosenzeit 1813 wurden die preußischen Herrschaftsverhältnisse wieder hergestellt.

1816 entstand der Kreis Warburg.

Der Kreis Warburg bestand aus den früheren Kanton Dringenberg, Gehrden, Volkmarsen, Germete, Welda, Wormeln und Calenberg und der Gemeinde Herlinghausen aus dem früheren Konton Niedermeiser. Volkmarsen gehörte dem Kreis Warburg nur bis 1817 an und wurde dann von Preußen an Kurhessen abgetreten.

Mit der Verwaltungsreform ging die Justizreform einher. Am 01. Januar 1815 wurde für den Bezirk des neuen Kreises ein Land- und Stadtgericht im ehemaligen Dominikanerkloster eingerichtet. In den Klostergebäuden befanden sich außer den Dienstzimmern des Gerichts noch das Gefängnis und die Wachtmeisterdienstwohnung, ferner die Wohnungen von 4 Lehrern des Königlichen Progymnasiums, sowie die Räume der evangelischen Kirchengemeinde.

Durch Verordnung des preußischen Königs vom 02. Januar 1849 wurden die letzten Reste der standesherrlichen, städtischen und patrimonialen Gerichtsbarkeit beseitigt. Jeder Bürger unterstand nunmehr den ordentlichen Gerichten. Die Zahl der Gerichtseingesessenen sollte jetzt etwa 50.000 betragen. Sitz des Gerichts sollte die jeweilige Kreisstadt sein. Der Gerichtsbezirk sollte das gesamte Kreisgebiet erfassen. Für jedes Kreisgericht waren zwei Hauptabteilungen vorgesehen. Die erste Abteilung umfasste die Zivil- und Strafsachen, die zweite alle übrigen Angelegenheiten.

Durch das Gerichtsverfassungsgesetz von 1878 wurden die bisherigen Appellationsgerichte aufgelöst. Für jede preußische Provinz wurde ein Oberlandesgericht in Hamm geschaffen. Aus dem bisherigen Appellationsgericht in Paderborn wurde ein Landgericht. Die Kreisgerichte wurden fortan Amtsgerichte genannt. Für den Kreis Warburg wurde ein zweites Amtsgericht in Borgentreich eingerichtet, das indessen 1932 wieder aufgelöst wurde.Das Kreisgericht Warburg unterhielt Gerichtstage in Dringenberg und Borgentreich. Der letzte Gerichtstag in Dringenberg wurde im Dezember 1974 in den Räumen der Amtsverwaltung auf der Burg durchgeführt.

Im Laufe der Zeit erwiesen sich die dem Gericht im Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters zur Verfügung stehenden Diensträume als nicht mehr ausreichend. Der Direktor des Königlichen Kreisgerichtes Josef Weingärtner (ein in seiner Zeit auch berühmter Mundartdichter) stellte daher im Jahre 1858 an die Stadt Warburg den Antrag, dem Justizfiskus das Rathaus zwischen den Städten zur Einrichtung von Diensträumen zu überlassen. Dieser Antrag wurde in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung vom 18.03.1858 unter Vorsitz des Bürgermeisters Fischer abgelehnt.

Warburg erhält ein eigenes Amtsgericht

Das ehemalige Amtsgerichts Warburg Das ehemalige Amtsgericht Warburg
Quelle: Stadtarchiv Warburg

Es wurde beschlossen, den „ Platz am Pfuhle“ , soweit er im Eigentum der Stadt war, dem Justizfiskus zur Verfügung zu stellen.

In den Jahren 1860 - 1862 wurde das Amtsgericht errichtet und dann bezogen. Am 05.12.1865 erfolgte die offizielle Einweihung.

Zu dieser Zeit sah die Besetzungsliste des Amtsgerichts Warburg folgendermaßen aus:
1 Direktor, 7 Richter, 12 Subalterne und 1 Kanzleidirektor, 5 Sekretäre, 3 Büroassistenten, 1 Deposital- u. Salarien-Kassenrendant, 1 Salarien-Kassenkontrolleur u. Sportelrevisor, 1 Kanzlist.Außerplanmäßig waren beschäftigt: 5 Gerichtsassessoren, 2 Referendare, 1 Auskultator.Im Subalternenfache waren tätig: 9 Zivil-Supernumerare, 1 Militäranwärter.Im Unterbeamtenfache waren tätig: 2 Botengehilfen und 1 Gefangenenwärter.
Weiter war ein Auktionskommissar angestellt. Damals waren 4 Rechtsanwälte in Warburg ansässig.

Das Gebäude war nicht nur Gerichtsgebäude, sondern auch Wohnung für den Leiter des Gerichts und den Wachtmeister, jeweils mit ihren Familien.

Nach dem 2. Weltkrieg musste, wie überall, zusammengerückt werden. Es wohnten jetzt 2 Richter, 1 Inspektor und der Wachtmeister mit ihren Familien im Gericht. Der Dienstbetrieb ging trotz der Enge weiter. Erst 1975, nach dem Tod des Wachtmeisters stand das Gebäude dem Dienstbetrieb uneingeschränkt zur Verfügung.

1968 hatte die Justiz ein anderes Gelände für einen Neubau des Amtsgerichts in Warburg erworben, entschied sich aber für Erhaltung des historischen Gebäudes in seiner über 100-jährigen Funktion.

Modernisierung des Amtsgerichts

Warburger Ansicht Warburger Ansicht mit Amtsgericht

Die Sanierung von 1977 - 1980 betraf die gründliche Renovierung des gesamten Gebäudes, in deren Mittelpunkt die Umgestaltung des Sitzungssaales stand. In den Jahren 1991 - 1993 wurde eine Grundsanierung des 1. u. 2 Obergeschosses vorgenommen.

Am 28.12.1983 erfolgte unter der laufenden Nummer 13 die Eintragung in der Denkmalliste der Stadt Warburg.

1994 - 1995 wurde der Umbau des Grundbuchamtes durchgeführt, 1998 die Ostseite des Erdgeschosses saniert.

Im letzten Bauabschnitt 1999 wurden das Treppenhaus saniert, die Zimmer auf der Ostseite des Erdgeschosses und der Flur hergerichtet.

Aktuelle Daten und Zahlen

Schriftzug Amtsgericht

Die Zuständigkeit des Amtsgerichts Warburg erstreckt sich heute mit seinen 43.000 Gerichtseingesessenen auf die Städte Borgentreich mit 12 Ortsteilen, Warburg mit 15 Ortsteilen und Willebadessen mit 13 Ortsteilen.

Der Personalbestand im August 2013 beträgt 19 Vollbeschäftigte und 12 Teilzeitbeschäftigte.


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